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Mein digitales Ich – Wenn Wischen Erinnerung wird

Aktualisiert: 16. Juli

Im dritten Workshop wurde sich einem Thema gewidmet, das in keiner Biografie der jüngeren Generation fehlt: soziale Medien. Oder genauer gesagt: Was passiert eigentlich mit uns, wenn wir ständig posten, liken, scrollen, löschen? Und was versteht die ältere Generation davon – oder auch nicht? 

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Wischen, posten, erinnern 

Im Zentrum stand diesmal nicht der Park von früher oder der Lieblingskiosk aus der Jugend – sondern das Smartphone. Genauer: die Erfahrungen, die junge Menschen mit sozialen Medien gemacht haben. Positive wie negative. Was war schön, was war verletzend, was war einfach nur komisch? 

Der Zugang war dabei nicht theoretisch, sondern direkt: Die Jugendlichen selbst bestimmten, was erzählt wird – und wie. Eine Einladung zur Selbstbeschreibung statt zur Selbsterklärung.

Die Methode war dabei ähnlich wie beim Erinnerungsmosaik: Die Teilnehmenden arbeiteten mit einem Spielfeld, auf dem sie mithilfe von Symbolen und Emojis ihre Erlebnisse sichtbar machen konnten. Welche Stimmung hatte ein Moment auf TikTok? Welches Symbol passt zu dem Gefühl nach einem Shitstorm im WhatsApp-Klassenchat? Und was bleibt von einem Insta-Post, der hundert Likes bekommt, aber sich trotzdem leer anfühlt? 

Auch hier ging es nicht um das große Ganze, sondern um das Kleine, das Emotionale, das ganz Persönliche. Symbole ersetzten Worte, wo Sprache vielleicht nicht hinkommt.

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Die Rollen waren getauscht 

Während beim Erinnerungsmosaik die älteren Teilnehmenden die Erzähler*innen waren, drehte sich diesmal alles um die Jugendlichen. Sie wurden aktiv, erzählten von ihrer digitalen Lebenswelt – von Freundschaften, die nur online existieren, von Followerdruck, von Memes, die besser trösten als ein Gespräch. 

Ein Perspektivwechsel mit Wirkung: Wer erzählen darf, lernt auch, zu erklären.

Die älteren begleiteten das Gespräch – mit einem Interviewbogen, der ihnen half, zuzuhören, nachzufragen und mitzuschreiben. Eine zentrale Frage dabei war immer wieder: Warum? Warum nutzt du soziale Medien? Warum fühlst du dich in bestimmten Situationen so? Warum ist das für dich normal – und für mich fremd? 


Drei Worte, ein Bild 

Am Ende jedes Gesprächs suchten die Teilnehmenden gemeinsam drei Begriffe, die das Erlebnis zusammenfassten. Diese wurden – ganz analog – in eine Sprechblase geschrieben und mit einem Foto dokumentiert. Wieder ging es darum, Gefühle greifbar zu machen. Und klar wurde: Soziale Medien sind keine Spielerei. Sie sind ein Raum, in dem Anerkennung, Einsamkeit, Mut und Scham genauso präsent sind wie im echten Leben. 

Indem das Digitale ins Analoge übersetzt wurde, entstand etwas Drittes: ein Zwischenraum, in dem Austausch möglich wurde – ohne Vorwissen, aber mit viel Gespür.

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Ein Perspektivwechsel in beide Richtungen 

Dieser Termin war kein „Erklär mal deinem Opa Instagram“. Es ging nicht um Technik, sondern um Lebensgefühl. Um das, was bleibt, wenn das Handy aus ist. Und um die Frage: Wie fühlt sich Erwachsenwerden eigentlich heute an – mit Dauerverfügbarkeit, öffentlichem Feedback und digitalen Freundschaften? Die Gespräche waren intensiv. Weil plötzlich klar wurde: Das Digitale ist nicht das Gegenteil des Realen – es ist längst Teil davon. 

 

 
 
 

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